top of page

Kraftwerk Gispersleben

vlcsnap-2019-11-17-22h02m52s925.png
Kraftwerk Gispersleben
Martin Strokosch.jpg

Um den Laufweg eines Güterwagens zu dokumentieren wurden in einem dafür vorgesehen Fach am Schriftfeld des Waggons die Fracht vom Ausgangsbahnhof "bezettelt".

Das war die Voraussetzung dafür, dass der Güterwagen dort auch ankommt, wo er erwartet wird.

Das Foto links zeigt den "Zettelhalter" gemäß DR DV 426 A Anlage XIV.

Vielen Dank an Martin Strokosch für die Erlaubnis, das Bild hier zu zeigen.

Das Kraftwerk in Gispersleben wurde als Elektrizitätswerk Gispersleben im Jahre 1902 in Betrieb ge-

nommen. Durch ständige Vergrößerung entstand 1907 das Elektrizitätswerk Gispersleben Max Lange G.m.b.H. Bereits zwei Jahre später wurde daraus die Elektrizitätswerk Gispersleben Aktiengesell-

schaft. 1915 wurden 95 Orte von der in diesem Jahr gegründeten Kraftwerk Thüringen Aktiengesell-

schaft versorgt.

Der Bahnanschluss wurde ein Jahr zuvor, also im Jahre 1918  fertiggestellt, über den Bahnhof Gispersleben wurde das Kraftwerk mit westfälischer Stein- und sächsischer Braunkohle versorgt.

Die Verbrennungsrückstände, also Asche und Schlacke,  wurden über eine 600mm-Feldbahn bis hin in die Nähe der heutigen Apoldaer Straße verbracht. Heute existiert dort der Sportpark Erfurt sowie ein Möbelmarkt und ein Heim-Ausstattungsmarkt. Der damalige Erbauer des  Möbelmarktes hatte nach der politischen Wende die Auflage erhalten, den Schlackeberg zu entsorgen. Die Verlauf der Feldbahn ist heute nicht mehr erkennbar. Die Entsorgung dieser Verbrennungsrückstände an diesem Ort endete im Jahre 1961.

Kraftwerk Gispersleben

Foto: Gerald Wohlfahrt

 

 

 

 

 

Dankenswerter Weise hat  Gerald Wohlfahrt die Brücke der 600 mm- Feldbahn über den Fluss Gera dokumentiert.

Nach 1945 fielen die westfälischen Steinkohlelieferungen weg und es wurden Braunkohlebriketts aus dem Geiseltal nach Erfurt geliefert, jeweils die Hälfte des Zuges ging in das Kraftwerk Iderhoffstraße und nach Gispersleben. Die Werklok 1, die ehemalige 74 243 holte die von der Deutschen Reichsbahn gelieferten Waggons ab und drückte sie über das Anschlussgleis bis ins Kraftwerk.

Gesamtansicht_2.jpg

Ähnliche Perspektive wie das untere Bild, die Kranbahn existiert noch nicht. Interessant ist aber der Anblick, weil er zwei der  Kipploren zeigt, mit denen die Verbrennungs-

rückstände abtransportiert wurden über die im Bild oben gezeigten Brücke über die Gera.

Besten Dank an die TEAG zur  Zustimmung, das Foto hier zeigen zu dürfen.

Auf dem nebenstehenden Foto ist die Lok mit ihrer alten Reichsbahn-Beschriftung

zu sehen. Im Hintergrund sieht man die Kranbahn, die zur Entladung genutzt wur-

de.

74 243 Kraftwerk Gisperleben

Wir kommen auf die Entsorgung der Verbrennungsrückstände zurück. Wie oben schon erwähnt wurde die Entsorgung mit Kipplohren 1961 eingestellt. Von nun wurde diese Schlacke in Rohrleitungen in einen Bunker geleitet. Auf dem nun folgenden Foto sieht man diese Rohrlei-

tunge rechts oben neben dem eigentlichen "Star", der Werklok 1.

Werklok 1_1_2.jpg

Als Erklärung sei hinzugefügt, dass das WERK I  sich in der Iderhoffstraße in Erfurt befand.

vlcsnap-2977-07-05-18h03m09s522.png

Foto: Gerald Wohlfahrt

Dieses Foto sagt ganz viel aus. Den Schlackebunker sehen Sie andeutungsweise am Ende der Rohrleitungen. Links daneben stehen die werkseigenen Kippwaggons aus österreichischer Produktion, auf denen die Schlacke nach Elxleben transportiert wurde. Das übernahm die Werklok 1; auf beiden Seiten am Führerhaus war die Anschrift ausgebracht:   "Auf Reichsbahngleisen zugelassen".   Um den Zielort zu beschreiben füge ich unter dem folgenden Bild den Gleisplan des Bahnhofs Elxleben ein.

Kraftwerk Gispersleben

Diesem Foto von D. Endter aus der Sammlung Gerald Wohlfahrt sind wieder unglaublich viele Informationen zu entnehmen. Zu-

nächst sieht man am linken Bildrand den Aschebunker und die bereits erwähnten Waggons, mit denen die Asche bzw. Schlacke nach Elxleben verbracht wurde. In den rechts daneben liegen-

den Gleisen wartet der geteilte Kohlenzug darauf, von der Werklok 1  (ehemals 74 243)  ins Heizkraftwerk geschoben zu werden. Oben in der Mitte sieht man die Straße "Am Anschluss-gleis", die an anderer Stelle erwähnt ist. Am Ende der rechts stehenden Wagengruppe ist eine Gleiswaage mit dem typischen Häuschen zu sehen. Wieder ein Anlass zu weiteren Recherchen: Wurden die Waggons nochmals gewogen, ehe die Kohle ver-

brannt/verstromt wurde?

Kraftwerk Gispersleben

Das kleine Foto zeigt die Fortführung der Anschlussbahn, aller-

dings aus entgegengesetzter Richtung; das Kraftwerk liegt im Rücken. Rechts oben verläuft die bereits erwähnte Rohrleitung zum Transport der Kraftwerksasche.

Nahe dem Nordpfeil ist das Anschlussgleis des VEB Energieversorgung Erfurt zu sehen, zu dem das Kraftwerk Gispersleben seinerzeit ge-

hörte. Nach dorthin wurde die Kraftwerks-

asche verbracht.

Werklok 1-2_.jpg

Foto: Gerald Wohlfahrt

Hier (linkes Bild) ist der Zug unterwegs zwi-schen Gispersleben und Elxleben (oder ent- gegengesetzt). Das lässt sich auch noch kon-kreter eingrenzen: zwischen Elxleben und Kühnhausen. Die Fernmeldefreileitung hat  nur 3 Doppeladern und damit sind wir auf der Nebenstrecke unterwegs.

Foto: Werner Umlauft

Mit freundlicher Genehmigung von Barteld Redaktion | Verlag | Agentur

Das Bild der Werklok 1 oben sagt auch noch mehr aus. Als 7623Bln in Betrieb gestellt war sie nach dem zweiten Weltkrieg im Bw Erfurt P ange-kommen und wurde von der Deutschen Reichsbahn am 06.09.1951 verkauft. Von nun ab fuhr sie als Werklok 1 im Kraftwerk Gispersleben. Der Abschiedsschmerz war aber nicht sehr groß, denn zum Auswaschen des Kessels war sie ab und zu zu wieder Gast im Bw P.  Als das Foto von Gerald Wohlfahrt entstand war ihre Nachfolgerin, die neue Werklok 2 schon in Aktion. Hier ist ein Foto von ihr im Bahnhof Erfurt-Gispersleben, aus Richtung Kühnhausen kommend:

Foto: Gerald Wohlfahrt

Auch dieses Bild hält unglaublich viele Infor-

mationen bereit. Es handelt sich um eine tschechoslowakische Diesellok vom Typ T334, dreiachsig und hat die vier der schon erwähn- ten Waggons am Haken. Davon gab es insge- samt zehn, sie standen noch vor einiger Zeit an der Einmündung der August-Röbling-Straße auf die Nördliche Querverbindung. Nach Schliessung des nur noch Heizkraftwer-

kes in Gispersleben hatte ein Erfurter Gleis-baubetrieb diese Wagen für Gleisschotter-

transporte genutzt.

Rechts sehen wir das zweiflügelige Ausfahr-

signal C, nach dem Signalbuch der DR zeigt es den Signalbegriff Hf 0. Daneben steht der Schornstein der ehemaligen Konservenfabrik August Mehmel.

Foto: Gerald Wohlfahrt

Auf der Brücke über die Gera kurz vor der Einfahrt in den Bahnhof Kühnhausen sehen wir nun die Werklok 3, wieder mit den schon erwähnten Waggons. An denen hatte bei der Übergabe von der Waggonfabrik frisch lackiert der Begriff "Privatwagen"  gestanden. Das war ein rein bahntechnischer Begriff, der den Unterschied zu dem reichsbahneigenen Wagenpark zum Ausdruck bringen sollte.

Da es aber in einem sozialistischen Land wie der DDR kein Privateigentum an Produktions-

mitteln gab, wurde die Anschrift getilgt. Fortan prangte  ein Rechteck aus einem andersfar-

bigen Grau an der Stelle des Schriftzuges.

Die Daten zur Diesellok:

LKM FNr. 262539/1974, Typ V22B, B-dh, 1435 mm

  • 23.12.1974 geliefert an Energieversorgung Erfurt, Betrieb GTKW Gispersleben "3" 

Quelle: https://www.bahn-express.de

Die ehemaligen Schlackewaggons der Gattung Fkkp  wurden von Michael Kaßner 2006 auf den Gleisen nahe der Übergabegruppe Nord der Industriebahn Erfurt nördlich des Bahnhofes Erfurt-Nord aufgenommen. Das Heizkraftwerk in Erfurt-Gispersleben existierte schon nicht mehr; zuletzt hatte der VEB Erfurter Gleisbau damit Schotter transportiert.  Die Technologie dabei erschließt sich mir nicht ganz, denn der Kippvorgang ist nach meinem Dafürhalten nur einseitig möglich.

Herzlichen Dank an Michael Kaßner für die Bereitstellung des Fotos und die Zustimmung, es hier zu zeigen.

Kraftwerk Gispersleben
bottom of page